Märkische Allgemeine Zeitung vom 15.09.2003 (Neues Granseer Tageblatt)

Autor: Jörn Gundel


Ausgezeichnete Qualität: 10. Internationale Löwenspiele mit starken Leistungen in allen Bereichen

Das ging an die Grenzen der Belastbarkeit! Nicht nur die Unterbringungsmöglichkeiten, sondern auch die Wettkampfstätten gelangten bei den diesjährigen Löwenspielen an die Grenzen ihrer Kapazität. Noch gestern gestand Axel Klicks, Vorsitzender des Löwenberger SV und Mit-Intiator des Leichtathletik-Meetings, völlig platt zu sein. Und der überwiegenden Mehrzahl der freiwilligen Helfer dürfte es nicht anders ergangen sein. Nach einer vorläufigen Auswertung traten 636 Sportlerinnen und Sportler aus 43 Vereinen im Waldstadion an und absolvierten insgesamt 1567 Einzelstarts. Mit 143 Staffeln waren weit mehr Vertretungen dabei, als jemals zuvor. Und neben der Masse stimmte auch die Klasse: 60 Stadionrekorde wurden aufgestellt. Die Qualität wurde auch optisch durch zwei Teilnehmer im DLV-Nationaldress unterstrichen. Benjamin Mielke (SC Potsdam) und Sabine Utheß (LG Nike Berlin) „adelten” die 10. Löwenspiele durch das Tragen ihrer schwarz-weißen Nationalmannschaftstrikots und durch hervorragende Leistungen. Auch wenn nicht alles so rund lief, wie sich die Macher das vorgestellt hatten, belegen die hauptsächlich positiven Reaktionen der Gäste, dass die Löwenspiele einmal mehr eine gute Werbung für den Löwenberger SV waren. Dabei bewährte es sich, dass die Veranstalter auf viele erfahrene Mitstreiter zählen konnten. Christian Jacob aus Neulöwenberg war zum dritten Mal in der Auswertung dabei. Und er managte die Aufgabe wie ein alter Hase. „Wenn es einmal nötig war, die Profis vom Sportservice Falkensee hinzuzuziehen, dann lag es an den ’Feinheiten’ des von ihnen zur Verfügung gestellten Auswertungsprogramms. Alle technischen Probleme konnte Christian allein bewältigen”, lobt Klicks. Dass bereits zehn Minuten nach der letzten Siegerehrung ein komplettes, 63 Seiten starkes Ergebnisprotokoll vorlag, spricht für die Qualität der Arbeit in der Auswertung. Neben vielen neuen Gesichtern konnten die Löwenberger auch wieder etliche Stammgäste begrüßen. Das machte sich nicht zuletzt bei der Reinigung der Unterkünfte bermerkbar. „Es ist mittlerweile soweit, dass die Delegationen selbst darauf achten, die Turnhalle oder ihren Zeltplatz ordentlich zu verlassen”, freute sich Axel Klicks über das Ausbleiben unerfreulicher Überraschungen.


Alte Rekorde ausgelöscht: Fast 60 neue Stadionbestleistungen und zwei extra prämierte Sieger



Es gehört schon fast zu den Selbstverständlichkeiten, dass die Regenwolken am zweiten September-Wochenende einen Bogen um das Löwenberger Waldstadion machen. Auch diesmal erwies sich Gastgeber-Chef Axel Klicks mit seiner Prognose („Es hat nicht zu regnen”) als prima „Wetterfrosch”. Kachelmann hätte das nicht präziser vorhersagen können! Neben dem Wetter lieferten aber auch die Aktiven den Löwenbergern allen Grund zum Frohsein. Insgesamt 57 neue Stadionbestleistungen, alle prämiert mit einem kleinen Plüschlöwen, wurden aufgestellt. Außerdem egalisierte Stabhochspringer Detlef von Drojetzky (Weißensee) seine eigene Bestmarke. Und der erste Rekord des Sonnabends brachte auch gleich noch einen finanziellen Gewinn für die Athletin. Mit ihren 3,40 m im Stabhochsprung der Jugend A verdiente sich Andrea Thomas vom LC Cottbus den ausgelobten 50-Euro-Sonderpreis. Da wollte ihr Clubkamerad Lucien Liemann in nichts nachstehen. Seinen bereits im Vorlauf aufgestellten Rekord von 10,87 s konnte er im Finale noch einmal auf 10,86 s drücken. Auch dieser Sprint brachte ein kleines „Zubrot”. Doch diese beiden Ergebnisse sollten nur die Ouvertüre für ein Wochenende der Rekorde werden. Im Mittelpunkt des Interesses standen naturgemäß die Laufdisziplinen. Allerdings waren es auch gerade diese Wettbewerbe, die den ausgeklügelten Zeitplan von Gesamtleiter Uwe Peter am Sonntag beinahe zum Kippen gebracht hätten. Dennoch gab es auch am zweiten Tag in den Kurzsprints glänzende Resultate. So konnte Nadja Bahl aus Perleberg sich in 7,33 s den 50-m-Stadionrekord der Altersklasse W 11 ergattern. Dies war zugleich der dritte Erfolg der achtfachen Landesmeisterin bei den 10. Löwenspielen. Ein langes Gesicht machte hingegen ein „alter” Bekannter. Alexander Liese, bis vor zwei Jahren noch im Trikot des Löwenberger SV, musste sich im 100-m-Sprint der Schüler A (15 Jahre) überraschend Timo Kirchenberger (SSV Lichtenrade) geschlagen geben. Der feierte mit 11,74 s auch einen neuen Stadionrekord, während der für den SC Neubrandenburg startende Liese noch grübelte, weshalb er trotz guter Bedingungen seinen Saisonbestwert (11,39 s) deutlich verfehlte. Im 100-m-Lauf wurde auch ein Weltmeister entthront. Kevin Kuske, mittlerweile ein Top-Bobanschieber, hielt seit 1996 bis zum Sonnabend noch die Rekordmarke der Jugend B. Doch nun konnte Christian Poser (LC Cottbus) mit 11,12 s einen neuen Bestwert erzielen. Etwas abseits der Zuschauerränge gab es aber nicht weniger tolle Leistungen zu bewundern und so mancher „Uralt-Rekord” hauchte am vergangenen Wochenende sein Leben aus. So auch die Hammerwurf-Bestmarke von Yim Tuck Wong (Singapur), die Christian Mende (Turbine Lauta) um mehr als vier Meter auf 56,80 m verbessern konnte. Auch die B-Jugend-Rekorde im Kugelstoßen und Hammerwerfen wurden nach mehr als sechs Jahren endlich wieder verbessert. Und so lässt sich die Liste noch einige Seiten fortschreiben. Die Löwenberger ahnen, dass sie in der Nachbereitung dieses großen Festes sogar noch einige positive Überraschungen mehr erwarten können. Und so hält die Spannung auch nach Wettkampfende an. jg


Ohne „Verrückte” geht es nicht. Erich Wetzel war einer der tollen Helfer.



„60 freiwillige Helfer reichen nicht”, hatten Uwe Peter und Axel Klicks bereits im Vorfeld gestöhnt. Und in der Tat hatte Gerlinde Abert, die für die Einteilung der Kampfgerichte zuständig war, so manchen Engpass zu überwinden und musste fast zaubern, um den Betrieb am laufen zu halten. Neben zahlreichen Schülerinnen und Schülern, Lehrern, Eltern und anderen „Verrückter”, sprang einmal mehr Erich Wetzel in die Bresche. Der 83-Jährige war an beiden Tagen unermüdlich unterwegs, um bei den Ehrungen der Sieger mitzuhelfen. Auch bei der Kontrolle der Ergebnislisten hatte er ein wachsames Auge und wenn es sein musste, holte er auch selbst Urkunden und Medaillen vom Ausgabebüro ab. Und weil er seit fast 70 Jahren zum Löwenberger Sportleben gehört, wurde auch Erich Wetzel mit einer der neuen Löwenspiele-Ehrenmedaillen ausgezeichnet. jg


Gold, Silber, Bronze und Handtücher



Die 10. Internationalen Löwenspiele waren nicht nur für die Veranstalter selbst ein willkommener Anlass, einigen verdienstvollen Sportkameraden für ihren jahrelange ehrenamtlichen Einsatz zu danken. Als besonderen Clou hatten sich die Löwenberger die Ausgabe von neuen „Löwenspiele-Ehrenmedaillen” ausgedacht. Erste Träger dieser goldenen Plaketten sind Erich Wetzel, Ilse Usarkowski, Günter Gennrich, Dieter Orthmann, Bernd Schulz, Uwe Peter, Gerlinde Abert sowie Klaus Rettschlag (SG Vehlefanz) und Hans-Jörg Kesten (Chemie Premnitz). Silberner „Brustschmuck” wurde Axel Klicks überreicht. Der Präsident des Leichtathletik-Landesverbandes Brandenburg, Reinhard Friedrich, war gemeinsam mit dem Verbands-Geschäftsführer Ulrich Hannemann erstmals im Waldstadion, um dem Vereinschef der Gastgeber die silberne Ehrennadel des Deutschen Leichtathletikverbandes (DLV) zu überbringen. Und auch der Kreissportbund nutzte die Gunst der Stunde. Ulrich Drasché überreichte die bronzenen Ehrennadeln des Landessportbundes an Kirsten Schulz und Birgit Schreiber vom LSV. Weil ihm die obligatorischen Blumen nicht zeitlos genug erschienen, brachte Drasché auch noch zwei vom Sportartikelgeschäft „Sportsfashion” gesponserte Handtücher für die Preisträgerinnen mit. jg


Ich hab doch schon genug



Der ehemalige Oranienburger Günter Fürstenberg (Germania Schöneiche) gehört zu den Stammgästen in Löwenberg. Seine im Diskuswerfen und Kugelstoßen (M 65) errungenen Goldmedaillen mussten dem 68-Jährigen fast aufgezwungen werden. „Ich hab doch schon genug”, meinte er verlegen, während er sich wieder zu „seiner” Kugelstoßanlage trollte. Sein Hauptaugenmerk bei den Löwenspielen galt dem Einsatz als Kampfrichter. VERSESSEN Die Veranstalter spannten anlässlich des Jubiläums eine große Plane mit dem Logo der Löwenspiele auf und gaben allen Gästen die Gelegenheit, darauf eine Nachricht zu hinterlassen. Der Andrang nach den Faserstiften war bis zum Sonntagnachmittag groß. Viele vorwiegend junge Athleten waren geradezu darauf versessen, sich auf dem Plakat zu verewigen. VÖLLEGEFÜHL Zahlreiche Gäste übernachteten in Löwenberg. Einige zelteten, andere nahmen Quartier in der Turnhalle und der Caféteria der Gesamtschule. Es wurde reichlich eng und die Räumlichkeiten platzten fast aus den Nähten. jg